• Gartengründung im Riedacker: Wo bald Kürbisse, Erdbeeren und grüne Daumen wachsen

    Immer wieder sticht der Mann die Grabgabel in den Boden des Beets, lockert auf, zieht sie wieder raus. Dann wischt er sich den Schweiss von der Stirn. «Der Boden ist hart, das ist wirklich anstrengend», sagt er.

    ZS. Ein paar Beete weiter liegt schon die frische Komposterde auf dem aufgelockerten Beet. Kinder in Matschhosen sitzen daneben auf den Holzhäckseln, die die Wege abdecken, und wühlen in der weichen Erde. Eine Frau in Gummistiefeln karrt in einer Garette weitere Erde heran. Rund 20 Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Riedacker haben sich an diesem Sonntagmittag Mitte März eingefunden, um unter Anleitung der Gemüsegärtnerin Rahel Fuchs die Beete anzulegen.

    «Uns ist es wichtig, dass wir in jeder Neubausiedlung Mitwirkungsmöglichkeiten für die Genossenschafterinnen und Genossenschafter anbieten können», erklärt Sara Huber vom Fachbereich Zusammenleben der BGZ. Im Riedacker wurde daher im Aussenraum eine Mitwirkungsfläche für einen Gemeinschaftsgarten reserviert: «Schon beim Anlegen des Grünraums haben wir darauf geachtet, dass in diesem Bereich besonders geeignete Erde verwendet wird.» Zusammen mit der Gärtnerin Rahel Fuchs und einer interessierten Gruppe engagierter Frauen aus der Siedlung wurde später ein Konzept für den Gemeinschaftsgarten ausgearbeitet: 18 Einzelbeete sollen es werden, dazu fünf Gemeinschaftsflächen, die in kleinen Gruppen bewirtschaftet werden.

    Weil die Gartenerfahrung bei den meisten Interessierten klein war, gabs vor dem Start einen Online-Crashkurs mit Rahel Fuchs. «Da wurde allen das kleine Einmaleins des Gärtnerns vermittelt», so Sara Huber. Langfristig sollen die Bewohnenden den Garten nämlich selbst pflegen, auch wenn  Rahel Fuchs beim Anlegen der Beete und auch später punktuell dabei ist. Die Gemüsegärtnerin und Sozialarbeiterin arbeitet hauptberuflich auf dem Huebhof, einem Bio-Landwirtschaftsbetrieb in Schwamendingen, auf dem Teilhabe, Biodiversität und Agrarökologie zentrale Themen sind. Heute aber steht sie mit grüner Arbeitshose und Dächlikäppli im Riedacker, gibt da einen Ratschlag, hilft dort beim Ausmessen der Beete und packt auch selbst kräftig mit an. «Ich finde es schön, wenn die Menschen lernen, woher ihre Nahrungsmittel kommen, und noch schöner, wenn sie durch das gemeinsame Gärtnern auch miteinander in Kontakt kommen.» Für Maja Lüssi, die neu ein Beet übernimmt, ist das ein zentraler Aspekt. «Wir wohnen seit dem Sommer 2023 im Riedacker. Der Garten ermöglicht mir, meine Nachbarinnen und Nachbarn näher kennenzulernen.» Besonders gut geht das beim gemeinsamen Pflegen der Gemeinschaftsflächen: Es wird ein Beet mit Kürbis, Bohnen und Mais geben, eines mit Erdbeeren, Kartoffeln und Knoblauch, eines mit verschiedenen Kohlsorten und eines mit Kräutern. Auf ein fünftes, jährlich rotierendes Beet kommt eine Gründüngung, die die Bodenqualität verbessert und die Biodiversität vergrössert. «Weil bei unserem Vorbereitungstreffen das Interesse am Kohlbeet eher zurückhaltend war, frage ich mich, ob sich eine Gruppe dafür finden lässt», meint Sara Huber, als es um die Verteilung der Beete und Gemeinschaftsflächen geht. Doch sofort recken sich drei Hände in die Höhe. Überhaupt läuft die Zuteilung reibungslos, es gibt exakt 18 interessierte Parteien für die 18 kleinen Parzellen. Die Bewohnerin Martina Reiter, die bisher in einem Familiengarten gejätet und gesät hat, freut sich auf ihr neues Beet vor der Haustür, in dem sie Radieschen und Bohnen pflanzen möchte: «Es gibt keinen besseren Ausgleich zur Büroarbeit.» Simone Kälin, die zum ersten Mal mit Gartenarbeit in Berührung kommt, will Salat, Kartoffeln, Radieschen und Spinat pflanzen. «Damit kannst du jetzt schon beginnen», erklärt Rahel Fuchs. Bloss am Anfang bräuchten die Pflänzchen noch etwas Vlies zum Schutz vor der Kälte, doch bald sei es warm genug. Und noch was hat sich Simone Kälin vorgenommen: «Bisher ist mir jede Zimmerpflanze abgestorben, obwohl ich mich wirklich bemüht habe. Bei der Arbeit auf meinem Beet will ich mir neben Gemüse auch einen grünen Daumen wachsen lassen.»

     

     

    Am Morgen vor dem Start.

    Alle helfen mit beim Häcksel verteilen.

    Tatkräftig werden die Wege angelegt...

    ... und die Beete gelockert.

    Zuletzt kommt eine Schicht Kompost drauf...

    ... und die Fachfrau zeigt, wie dieser richtig eingearbeitet wird.

    Beetplanung und Verteilung der Beete.

    Ein toller Anlass, der zwar streng war, aber auch viel Freude bereitet hat.