In der Siedlung Im Schuppis ist mit dem FitTreff ein neuer Nachbarschaftsort entstanden: ein selbstorganisierter Fitnessraum, der allen Bewohner:innen der Siedlung offensteht. Die Idee stammt aus einem Mitwirkungsverfahren, bei dem Gruppen aus der Siedlung eigene Vorschläge einbringen konnten. Der FitTreff setzte sich durch und wurde gemeinsam mit dem Fachbereich Zusammenleben der BGZ realisiert.
Der Betrieb erfolgt ehrenamtlich durch eine Betriebsgruppe aus der Siedlung. Wer den Raum nutzen möchte, braucht eine Mitgliedschaft – diese gilt für den ganzen Haushalt. Ein digitales Zutrittssystem und ein Buchungskalender sorgen für eine geregelte Nutzung. Der Raum ist täglich von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Trainiert wird eigenverantwortlich und im kleinen Rahmen.
Wir haben mit Jeffrey Vertudes und Yjeza Hajadari, zwei Mitinitiant:innen, gesprochen.
Wie ist die Idee für den FitTreff entstanden?
Die BGZ hat uns damals die Möglichkeit gegeben, einen Raum nach den Bedürfnissen der Bewohner:innen zu gestalten. Diese Chance konnten wir uns nicht entgehen lassen. In unserer Gruppe entstanden dann viele tolle Ideen: ein Bastelraum, eine Werkstatt … oder eben ein Fitnessraum. Nach einer Umfrage in der Siedlung war die Sache klar – das Projekt „FitTreff“ bekam die meisten Stimmen. Damit war der Startschuss gefallen.
Wie war die Resonanz in der Siedlung auf das Projekt?
Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv und vor allem zahlreich. In der Umfrage konnten nicht nur Ideen eingebracht werden, sondern man konnte sich auch direkt eintragen, wenn man bei der Umsetzung helfen wollte. Und das Angebot zur Hilfe wurde von den Initiant:innen gerne angenommen.
Welche Arbeiten konntet ihr gemeinsam mit Freiwilligen umsetzen?
Zum Glück hatten wir viele hilfsbereite Hände. Einige haben Geräte abgeholt, beim Verlegen des Bodens oder Anbringen der Spiegel geholfen. Auch beim Aufbau der Grossgeräte wurde kräftig mitangepackt. Ohne die Freiwilligen wäre vieles nicht möglich gewesen!
Organisation und Betrieb
Wie habt ihr die Organisation und Betreuung des Raumes geregelt?
Wir haben es so gemacht, dass die Zuständigkeiten in der Betriebsgruppe verteilt sind.
Welche Aufgaben übernimmt die Betriebsgruppe im Alltag?
Wir machen die Vertragsabwicklung, prüfen die Zahlungen und führen die Einführung mit Schlüsselübergabe durch. Zusätzlich kontrollieren und warten wir die Geräte und reinigen den Raum. Wir haben auch die Idee, grössere Sportevents zu organisieren und im Raum dafür Werbung zu machen.
Wie funktioniert die Einführung für die Nutzer:innen?
Nach der Vertragsunterzeichnung laden wir die Interessierten zur Einführung und Schlüsselübergabe ein. Anfangs gab es zum Teil grössere Gruppen, da haben wir das zu zweit gemacht. Dabei stellen wir den Raum, die Regeln und das Verhalten im Raum vor. Dafür nehmen wir uns bewusst Zeit.
Welche Rolle spielen das Zutrittssystem und der Buchungskalender?
Das Zutrittssystem hat viele Fragen aufgeworfen – Schlüsselkasten oder Schlüsselübergabe? Am Ende haben wir ein Badge-System eingeführt. Das hat sehr geholfen, unabhängig und spontan trainieren zu können und den Aufwand der Betriebsgruppe stark reduziert. Jede:r hat ein eigenes Badge, so wissen wir auch, wer im Raum war. Der Buchungskalender ist ebenfalls super, weil man spontan entscheiden kann. Zusätzlich gibt es eine geschlossene Gruppe im beunity, die sehr praktisch ist, falls mal etwas liegen bleibt.
Wie habt ihr die Abo-Gebühren festgelegt?
Die Abogebühren sind 60 Franken pro Haushalt im Jahr. Wer erst im zweiten Halbjahr dazu kommt, bezahlt noch 30 Franken. Die Kosten sind bewusst niedrig gehalten – sie sollen die Ausgaben decken, ohne Gewinn zu erzielen.
Ausstattung und Erfahrungen
Nach welchen Kriterien habt ihr die Geräte ausgewählt?
Die Umfrage hat uns eine gute Orientierung gegeben, was gebraucht wird. Wichtig war uns ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und dass der Anbieter kulant ist, z.B. bei Rückgabe oder Garantien. Sicher ist sicher.
Gab es Herausforderungen bei der Einrichtung des Raumes?
Definitiv. Neben dem Budget war vor allem die räumliche Einteilung eine Herausforderung. Grosse Geräte in einem begrenzten Raum sinnvoll unterzubringen, war wie ein 3D-Puzzle. Aber wir haben es gut hinbekommen.
Welche Geräte oder Ausstattungen sind bisher besonders beliebt?
Ganz klar: die Klassiker! Das Fitnessvelo und das Rudergerät sind bei unseren Nutzer:innen sehr gefragt.
Welche positiven Erfahrungen habt ihr in der Startphase gemacht?
Die Betriebsgruppe hat neben Arbeit, Familie und Freizeit richtig viel Zeit und Herzblut in das Projekt gesteckt. Das war für alle extrem motivierend. Der Lohn: Unsere offizielle Eröffnung mit Apéro, Spielen und einem Rundgang war ein voller Erfolg, mit vielen Besucher:innen und guter Stimmung. Für Yjeza war es zudem eine super Gelegenheit, mehr Menschen in der Siedlung kennenzulernen.
Welche Herausforderungen sind euch begegnet?
Wie überall war das Budget eine der grössten Herausforderungen. Wir mussten genau überlegen, welche Geräte wirklich sinnvoll sind und wo wir sie möglichst günstig, aber in guter Qualität bekommen. Auch die Raumaufteilung war eine kleine Tüftelei. Und natürlich war es eine Herausforderung, Arbeit, Familie und Engagement unter einen Hut zu bringen.
Blick nach vorn
Welche Wünsche oder Ideen habt ihr für die Zukunft?
Wir hoffen, dass der Raum weiterhin fleissig genutzt wird – das ist unser Hauptziel. Vielleicht kommen noch ein paar kleine Anschaffungen dazu, wie z.B. zusätzliche Hanteln. Wichtig ist uns vor allem, dass die Bedürfnisse der Nutzer:innen auch in Zukunft gut abgedeckt sind.
Welchen Tipp würdet ihr anderen Siedlungen geben, die ein ähnliches Projekt aufbauen möchten?
Vernetzt euch! Mit Leuten aus dem Fach, mit anderen Siedlungen, mit Gemeinschaften, die sowas schon gemacht haben. Und: Macht Werbung! Denn nicht jede Info erreicht automatisch alle. Nehmt Hilfe grosszügig an und plant euer Budget lieber grosszügig, damit am Ende keine bösen Überraschungen auftauchen.
Fachbereich Zusammenleben der BGZ